Zug der Erinnerung Hamburg

Pressemeldung vom 25.03.2008

BEWEGENDE AUSSTELLUNG IN ALTONA

Der Zug der Erinnerung

Historische Eisenbahn macht Halt in Hamburg.
In solchen Waggons beförderten die Nazis Menschen ins KZ / Zwei Zeitzeugen erinnern sich

Simone Pauls

Er hat ganz viele Lachfältchen, seine Augen gucken vergnügt und freundlich. Das Leiden, es hat im Gesicht von Zwi Helmut Steinitz (80) keine Spuren hinterlassen. Der alte Herr aus Israel ist Überlebender des Holocausts, mehrfach wurde er von den Nazis deportiert. Im Hauptbahnhof hat gestern der Ausstellungswaggon "Zug der Erinnerung" eröffnet - und Zeitzeugen wie Zwi Steinitz haben ihre Geschichte erzählt.

Schon seit mehreren Monaten fährt die historische Dampflok quer durch die Republik, in 43 Städten hat sie bereits angehalten. Bis Sonnabend ist Stopp in Hamburg. Die mobile Ausstellung erinnert an die Schicksale von mehr als einer Million Kinder und Jugendlichen, die von den Nazis mit der Reichsbahn in Konzentrationslager - und damit in den Tod befördert wurden.

Zwi Steinitz, der Mann mit den vergnügten Augen, steht im Hauptbahnhof und schaut auf den "Zug der Erinnerung" mit seinen drei Abteilen. "Ich hatte damals nicht die Ehre, mit einem solchen Zug zu fahren. Mich steckten sie in Viehwaggons", sagt er. Gleich fünf Mal zwangen ihn die Nazis in die Deutsche Reichsbahn. Die Zustände dort - katastrophal.

"Bis zu 100 Menschen waren in einem Abteil. Es war so eng und voll, dass man kaum Platz zum Stehen hatte", erinnert sich Zwi Steinitz. In ihrer Not stellten sich die Insassen nicht nebeneinander, sondern Brust an Rücken auf. So kamen sie mit beiden Füßen auf den Boden.

Als besonders qualvoll empfand Zwi Steinitz den Transport von Gleiwitz nach Buchenwald im Januar 1945, ebenfalls im offenen Viehwaggon. "Stehend zusammengepfercht, ohne Bewegungsmöglichkeit, standen müde und ausgehungerte Menschen tagelang in den offenen Waggons", sagt er. Doch er hatte Glück, er überlebte den Nazi-Terror. Seine Eltern und sein Bruder nicht. Sie wurden am 1. Juni 1942 vom Sammellager deportiert. "Es war der Tag meines 15. Geburtstags. Es verfolgt mich noch heute", sagt der alte Herr. Auch Steffi Wittenberg (82) aus Niendorf ist gestern zur Ausstellungseröffnung gekommen, auch sie hat eine traurige Geschichte zu erzählen. Sie konnte der Deportation durch Flucht nach Uruguay 1939 zwar entkommen, aber vielen Klassenkameradinnen, Nachbarn und Bekannten blieb dieses Schicksal nicht erspart.

"Als ich 1951 zurück nach Hamburg kam, war gerade noch eine Freundin da", sagt die Hamburgerin. Ihre Freundin Ingrid - im November 1941 mit Familie nach Minsk (Weißrussland) deportiert. Der Nachbarsjunge Fredy - im Oktober 1941 nach Lodz (Polen) deportiert. Ihre Englischlehrerin Lilli Freimann - im Juli 1942 nach Auschwitz deportiert. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Steffi Wittenberg engagiert sich trotz ihres hohen Alters weiter gegen das Vergessen. Sie sagt: "Der ¸Zug der Erinnerung` soll uns mahnen, die in Hamburg lebenden Kinder zu schützen. Inländer und Ausländer, mit und ohne Religion: Sie sollen hier in Frieden und mit guter Ausbildung leben. Das sind wir den Opfern, die wir in der Ausstellung ehren, schuldig."

Info:
Die Ausstellung

Zwischen 1941 und 1945 wurden knapp 6000 Juden aus Hamburg verschleppt und in 17 Transporten nach Lodz, Minsk, Riga, Auschwitz und Theresienstadt deportiert. In Hamburg gab es zwölf Bahnhöfe, von denen aus sich die Todeszüge in Bewegung setzten, darunter Altona, der Hauptbahnhof und der Hannoversche Bahnhof auf dem Gebiet der heutigen HafenCity.

Der "Zug der Erinnerung" erinnert mit Schautafeln an das Schicksal der deportierten Kinder und Jugendlichen. Nach seinem gestrigen Stopp am Hauptbahnhof hält er von heute bis Sonnabend am Bahnhof Altona an Gleis 5. Er hat täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Der letzte Halt auf seiner Reise ist am 8. Mai die Stadt Auschwitz.
Informationen über die Ausstellung im Internet unter www.zug-der-erinnerung.eu und www.bahnhof-der-erinnerung-hamburg.de

Links:
www.zug-der-erinnerung.eu
www.bahnhof-der-erinnerung-hamburg.de

Zitat:

"Mich steckten die Nazis damals in Viehwaggons"
Zwi Steinitz (80), Überlebender
(MOPO vom 25.03.2008 / SEITE 2-3)

Pressemitteilung vom 23.03.2008

Der „Zug der Erinnerung“ kommt am Ostermontag auf den Hamburger Hauptbahnhof

Dienstag bis Sonnabend steht er ganztägig auf dem Bahnhof Altona

HAMBURG. Am Ostermontag, 24. März 2008, steht der „Zug der Erinnerung“ ganz­tägig im Hamburger Hauptbahnhof auf Gleis 12b. Shoa-Überlebende aus Hamburg, Israel und New York werden ihn dort um 15 Uhr begrüßen. Vom 25. bis 29. März steht der Zug mit den Ausstellungen auf dem Bahnhof Altona (10–19 Uhr, Gleis 5). Eintritt frei.

Am Ostermontag um 15 Uhr begrüßen Shoah-Überlebende auf dem Hamburger Hauptbahnhof (Gleis 12b) den Zug der Erinnerung. Hamburg ist die 44. Station dieses Zugs, der als rollende Ausstellung an die Schicksale der deportieren Kinder aus Deutschland und Europa erinnert und zur Spurensuche auffordert. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als eine Million Kinder und Jugendliche mit der Reichsbahn in den Tod befördert werden. Die Haupttäter wurden nie bestraft.
Begrüßung durch:

Esther Bejarano, Hamburg, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees
Esther Bauer aus New York (kommt krankheitsbedingt erst am 28.3., 11-13 Uhr zum Zug)
Zwi Helmut Steinitz aus Tel-Aviv, Israel
Steffi Wittenberg aus Hamburg
Gabriela Fenyes, Vorstand Jüdische Gemeinde Hamburg
Außerdem: Hans-Rüdiger Minow, Verein Zug der Erinnerung
Frank Teichmüller, Vertreter der Gewerkschaften, Hamburg
Moderation: Moritz Terfloth, Historiker, Vorstandsmitglied im Auschwitz-Komitee

Zur Vorgeschichte:
Montag hatte uns die Nachricht erreicht, dass die Bahn AG den Zug der Erinnerung nicht auf den Hamburger Hauptbahnhof fahren lassen will. Drei Tage haben wir verhandelt und am Gründonnerstag erreicht: Der Zug steht am Ostermontag auf dem Hauptbahnhof auf dem Gleis 12b (Intercity-Gleis). Dienstag bis Sonnabend ist der Zug auf dem Bahnhof Altona auf dem zentralen Gleis 5 zu besichtigen. Die Öffnungszeiten entsprechen unseren Anforderungen und sind besucherfreundlich zwischen 10 und 19 Uhr. Die Dampflokomotive kann in die Bahnhöfe einfahren.

Damit die Erinnerung an die mehr als 1000 deportierten und ermordeten Kinder und Jugendlichen aus Hamburg nicht noch mehr Schaden nimmt und die Überlebenden aus Hamburg, Israel und New York, die wir zur Eröffnungsveranstaltung erwarten, nicht ausgeladen werden müssen, haben wir diesem Kompromiss in Abstimmung mit dem Verein Zug der Erinnerung zugestimmt. Den Zug der Erinnerung haben bisher in 43 Städten 145.500 Menschen besucht. Im April wird der Zug auch für einige Tage in Berlin erwartet. Die letzte Etappe endet am 8. Mai in der Gedenkstätte KL Auschwitz in Oswiecim, Jugendliche und Vertreter zahlreicher internationaler Medien begleiten ihn dann.

Pressemeldung vom 21.03.2008

Hamburg Ausstellungswagen kommen am Ostermontag

"Zug der Erinnerung" hält nun doch auf dem Hauptbahnhof

In den Waggons des Zuges erinnern Briefe, Fotos und Lebensläufe an die Schicksale verschleppter und ermordeter Kinder während der Zeit des Nationalsozialismus.

Ausstellung im Zug
In den Ausstellungswagen des Zuges erinnern Briefe, Fotos und Lebensläufe an die Schicksale verschleppter und ermordeter Kinder.

Der historische "Zug der Erinnerung" an deportierte jüdische Kinder zur NS-Zeit kann jetzt doch auf dem Hamburger Hauptbahnhof Station machen. Allerdings nur am Ostermontag, danach werde die rollende Ausstellung über das Schicksal junger Deportierter bis zum 29. März im Altonaer Bahnhof zu sehen sein, sagte Helga Obens von der Verdi-Arbeitsgruppe "11 000 Kinder". Ursprünglich sollte der "Zug der Erinnerung" eine Woche lang auf dem Hauptbahnhof stehen.

Dies hatte die Bahn jedoch aus "bahnbetrieblichen Gründen" abgelehnt und zunächst nur den Bahnhof Altona als Standort angeboten. "Nach massiven Protesten auch von Überlebenden hat die Bahn sich doch bewegt", sagte Obens. Mit dem Kompromiss könne man leben. Zum Start der Ausstellung im Hauptbahnhof am Montag gegen 15.00 Uhr haben sich nach ihren Worten auch Shoa-Überlebende aus Israel, New York und Hamburg angesagt.
Der "Zug der Erinnerung" hat bereits auf mehr als 30 Bahnhöfen in Deutschland Station gemacht und wurde von mehr als 130 000 Menschen besucht. Der von einer Dampflok gezogene Zug besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen dargestellt wird. Schwerpunkt der Ausstellung sind die Verschleppungen von Kindern während der NS-Zeit in Deutschland. An ihre Schicksale erinnern Briefe, Fotos und Lebensläufe.
Quelle: abendblatt.de

Pressemitteilung vom 20.03.2008

Der „Zug der Erinnerung“ kommt am Ostermontag auf den Hamburger Hauptbahnhof Dienstag bis Sonnabend steht er ganztägig auf dem Bahnhof Altona

HAMBURG. Am Ostermontag, 24. März 2008, steht der „Zug der Erinnerung“ ganztägig im Hamburger Hauptbahnhof auf Gleis 12. Shoa-Überlebende aus Hamburg, Israel und New York werden ihn dort um 15 Uhr begrüßen. Vom 25. bis 29. März steht der Zug auf dem Bahnhof Altona (Gleis 5) und ist von 10 – 19 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Erst am Montag hatte die Bahn AG mitgeteilt: auf dem Hamburger Hauptbahnhof steht kein Bahnsteig für das Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit zur Verfügung und hatte lediglich ein Abstellgleis auf dem Bahnhof Altona mit eingeschränkten Öffnungszeiten angeboten. Der „Zug der Erinnerung“ hat bisher in 43 Städten der Bundesrepublik auf den Hauptbahn­höfen gestanden und 145.500 Menschen haben die Ausstellung besucht. Im April wird der Zug auch für einige Tage in Berlin erwartet. Die letzte Etappe endet am 8. Mai in der Gedenkstätte KL Auschwitz in Oswiecim, Jugendliche und Vertreter zahlreicher internationaler Medien begleiten ihn dort hin. Und ausgerechnet bei uns in Hamburg sollte das Erinnern an die deportierten Kinder nicht möglich sein? Nach monatelangen Vorbereitungen war zu befürchten, dass die Überlebenden und Zeitzeugen ausgeladen werden müssen, weil in Hamburg kein Platz für die Erinnerung an die tausendfachen Deportationen ist.

Um die Erinnerung an die mehr als 1000 während der Zeit des Nationalsozialismus deportierten und ermordeten Hamburger Kinder und Jugendlichen nicht zu beschädigen und ein würdiges Gedenken auch in Hamburg zu ermöglichen, hat die Hamburger Arbeitsgruppe „Deportationen/11.000 Kinder“ heute nach dreitägigen Verhandlungen mit der Bahn AG in Hamburg und in Abstimmung mit dem Verein Zug der Erinnerung erreicht, dass der Zug doch noch nach Hamburg kommen kann.

Viele haben dabei geholfen: die Gewerkschaften, die Jüdische Gemeinde, die Medien und Appelle von Überlebenden und vielen Menschen. Wir danken! Und auch der Senat der Hansestadt intervenierte am Donnerstag, um den erzielten Kompromiss auszuweiten.

Pressemitteilung vom 18.03.2008

Kein Platz für den „Zug der Erinnerung“ auf dem Hamburger Hauptbahnhof?

HAMBURG. Auf dem Hamburger Hauptbahnhof steht kein Bahnsteig für das Gedenken an die deportierten Kinder und Jugendlichen der NS-Zeit zur Verfügung. Dies hat die Bahn AG dem „Zug der Erinnerung“ jetzt mitgeteilt.
Mehr als 1000 Hamburger Kinder und Jugendliche wurden über Hamburger Bahnhöfe in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert und ermordet – und hier bei uns in Hamburg gibt es keinen Platz für ein würdevolles Gedenken und Erinnern dort, wo die Kinder auf ihre Fahrt in den Tod gezwungen wurden?

Wir sind sprachlos und entsetzt. Der „Zug der Erinnerung“ hat bisher in 43 Städten der Bundesrepublik auf Hauptbahnhöfen gestanden und 145.500 Menschen haben die Ausstellung besucht. Im April wird der Zug auch für einige Tage in Berlin erwartet. Die letzte Etappe endet am 8. Mai in der Gedenkstätte KL Auschwitz in Oswiecim, Jugendliche und Vertreter zahlreicher internationaler Medien begleiten ihn dann.

Am Ostermontag, 24. März 2008, wird der Zug im Hamburger Hauptbahnhof erwartet. Shoa-Überlebende aus Hamburg, Israel und New York wollen ihn dort um 15 Uhr begrüßen. Für Hamburg ist ein sechstägiger Zugaufenthalt geplant.

Erst am Montag bestätigte die DB AG, dass der Hamburger Hauptbahnhof für das geplante Gedenken gesperrt wird. Dafür seien „bahnbetriebliche“ Gründe maßgebend, um die planmäßige Ordnung des Zugverkehrs aufrecht zu erhalten. Ausweichbahnhöfe im Stadtgebiet stünden entweder gar nicht oder nur stundenweise zur Verfügung, teilt die Bahn AG mit. Sie bietet ein Abstellgleis in Hamburg-Altona an, das in den Kernzeiten des Besucherinteresses ebenfalls gesperrt wird. Dort dürfe der „Zug der Erinnerung“ seine Gedenkausstellung um 10 Uhr eröffnen. Ab 15 Uhr müsse der Zug „abgeräumt“ werden, verfügt die Bahn.

Die Hamburger Arbeitsgruppe „Deportationen/11.000 Kinder“ appelliert an die Bahn AG: Helfen Sie uns, die Erinnerung an jedes einzelne dieser Kinder zu bewahren! Geben Sie den Hauptbahnhof für die Erinnerung frei! Ermöglichen Sie auch in der Freien und Hansestadt Hamburg ein würdiges Gedenken an die Opfer der Deportationen!

Die Hamburger Arbeitsgruppe „Deportationen/11.000 Kinder“: Auschwitz-Komitee in der BRD e.V., DGB Hamburg, DGB Nord, ver.di Landesbezirk Hamburg, VVN-BdA – Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnenkreis e.V., Arbeitsgemeinschaft Neuengamme, Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Juso-Gruppe Harburg, AG gegen Rechts – Die Linke. Hamburg, RCU – Rom- und Cinti-Union e.V., Hamburg, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Hamburger Bündnis gegen Rechts, GEW – Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Hamburg, Vereinigung der Kinder vom Bullenhuser Damm e.V., Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese e.V., Freundeskreis von Yad Vashem in Deutschland e.V., Jüdische Gemeinde Hamburg, Pax Christi, Stadtteilarchiv Eppendorf e.V., Bezirksversammlung Altona und weitere Organisationen

Kontakt:
040 – 44 29 49 oder 0175 – 9 374 446
Postanschrift:
Hamburger Arbeitsgruppe "Deportationen/11.000 Kinder"
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