Zug der Erinnerung Hamburg

Offener Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Bahn AG, Herrn Hartmut Mehdorn

Auschwitz-Komitee

Hamburg, 20.03.2008

Guten Tag, Herr Mehdorn,

gestatten Sie, dass ich mich vorstelle.
Ich bin die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Mein Name ist Esther Bejarano, eine der wenigen Überlebenden derer, die mit der Deutschen Reichsbahn nach Auschwitz verbracht wurden.
Ich bin entsetzt und gleichzeitig sehr traurig über die Schwierigkeiten, die Sie uns in den Weg legen in Bezug auf den Zug der Erinnerung.
Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß Ihnen an der Aufklärung und Sichtbarmachung der schrecklichen Verbrechen der Nazis mit Hilfe der Deutschen Reichsbahn nicht gelegen ist.
Wenn dem nicht so ist, so geben Sie uns die Gelegenheit, auf dem Hamburger Hauptbahnhof den Zug der Erinnerung zu zeigen.

In Hoffnung

Esther Bejarano
Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V.

AuschwitzKomitee@t-online.de
oder
Auschwitzkomitee@aol.com

JÜDISCHE GEMEINDE IN HAMBURG

KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTLICHEN RECHTS
- Vorstand -

Presse-Erklärung der Jüdischen Gemeinde in Hamburg vom 19.03.2008

„Zug der Erinnerung“ braucht einen würdigen Platz

Die Jüdische Gemeinde in Hamburg ist darüber empört, dass es für den „Zug der Erinnerung“ auf dem Hamburger Hauptbahnhof am Montag, dem 24. März 2008, keinen Platz geben soll. Dieses Verhalten der Deutschen Bahn AG zum wiederholten Male bestürzt uns sehr.

Wir erwarten von der Deutschen Bahn AG, dass sie für den „Zug der Erinnerung“ auf dem Hamburger Hauptbahnhof einen würdigen Platz bereitstellt.

Mehr als 1000 Hamburger Kinder und Jugendliche wurden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft über Hamburger Bahnhöfe deportiert und in Konzentrationslagern ermordet.

Jüdische Gemeinde in Hamburg

Karin Feingold und Gabriela Fenyes
Vorstand

Grindelhof 30
20146 Hamburg

Postfach 130493
20104 Hamburg

Tel.: 040/ 44 09 44-10
Fax: 040/ 410 84 30
E-Mail:Zylberberg@jghh.org



SPD-Bürgerschaftsfraktion Hamburg
Presseinformation 118 /19. März 2008

"Zug der Erinnerung"
Neumann: Zug muss am Hamburger Hauptbahnhof halten dürfen

SPD-Fraktionschef Michael Neumann hat mit Verwunderung und Unverständnis auf die Entscheidung der Deutschen Bahn AG, den "Zug der Erinnerung" nicht auf dem Hamburger Hauptbahnhof halten zu lassen, reagiert.

Der "Zug der Erinnerung", soll offenbar nach Entscheidung der Bahn AG nicht wie geplant vom 24. bis 29. März auf dem Hamburger Hauptbahnhof Station machen dürfen. Die Bahn hat nur ein Gleis in Altona angeboten. Der Zug besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen dargestellt wird. Schwerpunkt der Ausstellung sind die Deportationen in Deutschland.

Ich kann die Entscheidung der Deutschen Bahn AG nicht nachvollziehen. Der "Zug der Erinnerung" hat bisher in 36 Städten Deutschlands auf den Hauptbahnhöfen gestanden und rund 140.000 Menschen haben die Ausstellung besucht. Am Ostermontag wollen Shoa-Überlebende aus Hamburg, Israel und New York den Zug begrüßen. Als Ort kommt für mich in Hamburg nur der Hauptbahnhof in Frage, so Neumann.

Neumann fordert die Deutsche Bahn AG auf, ihre Entscheidung zu überdenken und den "Zug der Erinnerung" am Hamburger Hauptbahnhof ein Gleis zur Verfügung zu stellen.

Christoph Holstein
Pressestelle
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Hamburg, den 18.03.2008

Die Sperrung des Hauptbahnhofs für den »Zug der Erinnerung« ist inakzeptabel

Am 24. März, so ist es lange vorbereitet, sollte der »Zug der Erinnerung« im Hamburger Hauptbahnhof einfahren und dort sechs Tage lang die Ausstellung über die Deportation von Kindern und Jugendlichen in die faschistischen Vernichtungslager zeigen. Bisher haben über 140.000 Menschen die Wanderausstellung besichtigt. Kurzfristig hat die Deutsche Bahn AG jetzt den Organisatoren mitgeteilt, dass dem »Zug der Erinnerung« aus "bahnbetrieblichen" Gründen im Hauptbahnhof kein Gleis zur Verfügung gestellt wird. Man könne der Gedenkausstellung lediglich ein Abstellgleis in Altona anbieten - ausschließlich in der besucherfeindlichen Zeit zwischen 10:00 und 15:00 Uhr.

Dazu erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE Christiane Schneider: Die Sperrung des Hauptbahnhofs für die Gedenkausstellung ist der vorläufige Höhepunkt vielfältiger Versuche der Deutschen Bahn AG, gegen die Gedenkausstellung vorzugehen. Erst hat sie jahrelang verhindert, dass die Wanderausstellung auf Bahnhöfen überhaupt gezeigt werden konnte. Dann versuchte sie die Organisatoren des »Zugs der Erinnerung« mit hohen Forderungen für die Nutzung von Trassen, Stationen und elektrischen Anschlüssen in die Knie zu zwingen. So verlangt sie u.a. pro Stunde Aufenthalt in einem Bahnhof zwischen 22 und 45 Euro, pro gefahrenen Kilometer 3,50 Euro, für eine Stromanschluss ohne Verbrauch 945 Euro. Die Hamburger Organisatoren mussten bisher über 6000 Euro aufbringen, der Gesamtbetrag, den die DG für den »Zug der Erinnerung« verlangt, wird auf 110.000 Euro veranschlagt. Die Sperrung des Hamburger Hauptbahnhofs für die Ausstellung ist der vorläufige Gipfel einer unsäglichen Ver- und Behinderungsstrategie. Wir fordern zusammen mit den Hamburger Organisatoren, der Arbeitsgruppe »Deportationen / 11.000 Kinder«, die Deutsche Bahn AG auf, den Hauptbahnhof für den »Zug der Erinnerung« und das Gedenken an die deportierten Kinder freizugeben.

Der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE Joachim Bischoff erinnert daran, dass die heutige Deutsche Bahn AG zumindest faktisch die Nachfolgerin der Deutschen Reichsbahn ist. Die Reichsbahn spielte in der mit großer Präzision funktionierenden Mordmaschine der Nazis eine maßgebliche Rolle. Allein vom Hannoverschen Bahnhof am Hamburger Lohseplatz deportierte die Reichsbahn zwischen Mai 1940 und Februar 1945 in mindestens 20 Transporten über 7.000 Menschen in die Vernichtungslager im Osten, darunter mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche. Statt ihre Verantwortung wahrzunehmen, behindert die Deutsche Bahn AG heute das Gedenken an die Deportierten und Ermordeten. Die Verweigerung des Hauptbahnhofs für die Wanderausstellung ist inakzeptabel.

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Martin Wittmaack, 01 76 - 60 02 25 92
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