Der Zug der Erinnerung kam nach Hamburg!
24. - 29. März 2008
Vom Weg der Erinnerung zum Zug der Erinnerung
Drei Jahre war die bundesweite Initiative "Elftausend Kinder" unermüdlich aktiv und hat die Erinnerung an die Deportationen dort gefordert, wo 11000 jüdische Kinder aus Frankreich und mehr als drei Millionen andere Deportierte in die Vernichtungslager geschleust wurden – auf deutschen Bahnhöfen. Vorbild war eine Wanderausstellung auf französischen Bahnhöfen, mit Unterstützung der Staatsbahn SNCF von der Organisation Fils et Filles des Juifs Deportés de France von Beate und Serge Klarsfeld durchgeführt. Doch was in Frankreich selbstverständlich war, wurde zwei Jahre lang von der deutschen Bahn AG verweigert – erst der öffentliche Protest vieler tausend BürgerInnen und das internationale Echo darauf haben das Ende des Gedenkverbots bewirkt. Am 23. Januar 2008 hat die Bahn eine Ausstellung eröffnet, die auch Teile der französischen Ausstellung aufgenommen hat. Konzipiert von der Bahn AG in Zusammenarbeit mit dem Centrum Judaicum, dem Deutschen Technikmuseum, dem DB-Museum Nürnberg und dem Ehepaar Klarsfeld, ist die Ausstellung zurzeit in Berlin am Potsdamer Platz zu sehen – leider unterirdisch und in einem recht abgelegenen Winkel. Aus der bundesweiten Initiative "Elftausend Kinder" hat sich jetzt der gemeinnützige Verein Zug der Erinnerung gegründet. Dieser Zusammenschluss bundesweiter Bürgerinitiativen lässt den Zug der Erinnerung durch Deutschland fahren. Er hält auf den Bahnhöfen, durch die die deportierten Kinder auf ihrer letzten Reise geschickt wurden. Hintergründe werden in Ausstellungswagen gezeigt.
Pressemitteilung des Vereins Zug der Erinnerung
Der gemeinnützige Verein Zug der Erinnerung hat bisher 12.089 deutsche Kinder und Jugendliche identifiziert, die bei den Deportationen im Reichsgebiet Opfer der NS-Rassenpolitik wurden. Ihr Leidensweg ist der breiten deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt geblieben. Die bundesweite Zugstafette und das von ihr angeregte Gedenken soll ein Zeichen gegen Antisemitismus, nationalen Größenwahn und die extreme Rechte setzen." Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als eine Million Kinder und Jugendliche aus Europa mit der Reichsbahn in den Tod befördert wurden. Die Haupttäter wurden nie bestraft
Tarife
Problematisch ist, dass die Bahn AG horrende Kosten für die Nutzung der Trassen, Stationen und elektrischen Anschlüsse für den Zug der Erinnerung erhebt und das mit "Gleichbehandlung von Kunden" rechtfertigt. Eine Bahn, die mit etlichen Millionen Euro Sportmannschaften sponsert, demonstriert so deutlich, wie wenig sie aus der Geschichte gelernt hat. Ohne Eisenbahn wären die Deportationen nicht möglich gewesen und die Opfer – damals wie heute – sind keine Kunden. Das erinnert dann doch fatal an die von der Deutschen Reichsbahn entsprechend dem "Erlass zur Behandlung von Reisesonderzügen" des Reichsverkehrsministeriums vom 26. Juli 1941 geübte Praxis, wonach für die Fahrt in den Tod pro Person und Kilometer zwei Reichspfennige fällig wurden. Der Tarif für reguläre Personenzüge betrug vier Reichspfennige.
Mit einem Aufruf "Freie Fahrt für den Zug der Erinnerung!" wendet sich der Verein jetzt erneut an die bundesweite und internationale Öffentlichkeit mit der Bitte um Unterstützung, um so die Bahn AG doch noch zum Umdenken zu bewegen.
Nachzulesen unter: www.zug-der-erinnerung.eu
Die Hamburger Initiative
In Hamburg arbeitet seit mehr als zwei Jahren eine Arbeitsgruppe "Deportationen/11.000 Kinder", ein Bündnis von Organisationen und Initiativen, das vom Auschwitz-Komitee bis zur VVN-BdA, dem DGB und der Gewerkschaft ver.di reicht. Viel Beachtung fanden einige Aktionen dieses Bündnisses:
Der Zug in Hamburg
Am 24. März 2008 (Ostermontag) kommt der Zug der Erinnerung für eine Woche auch nach Hamburg und wird am Ostermontag auf dem Hauptbahnhof und vom 25. - 29. 03.2008 auf dem Bahnhof Altona öffentlich zugänglich sein. Es handelt sich dabei um eine Dampflok mit mehreren historischen Waggons, in denen sich eine Ausstellung zum Schicksal der deportierten Kinder – mit einer ergänzenden Ausstellung über die Kinder vom Bullenhuser Damm – befindet. Im dritten Bahnwaggon sollen insbesondere Schülerinnen und Schüler zur Spurensuche nach den aus Hamburg deportierten Kindern angeregt werden.
Die Ausstellung im Zug
In den beiden Waggons werden zwei Ausstellungen zu sehen sein: Die Dauerausstellung des Vereins Zug der Erinnerung zu den Deportationen und den Schicksalen der deportierten Kinder und eine Ausstellung der Hamburger Arbeitsgruppe, die über die Situation in Hamburg informiert.
Spurensuche
Alle geschichtsinteressierten HamburgerInnen, insbesondere SchülerInnen sind aufgerufen, sich auf regionale Spurensuche nach ZeitzeugInnen oder Überlebenden, nach Dokumenten, Fotos und Briefen der Kinder zu begeben. All dies wird im Zug der Erinnerung gesammelt. Sämtliche Dokumente sollen am 8. Mai 2008 dann in einer symbolischen Aktion dem Museum KL Auschwitz in Oswiecim übergeben werden.